Aufrechterhaltung der muslimischen Identität im Westen

 

„O ihr Menschen, Wir haben euch von Mann und Weib erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, dass ihr einander kennen möchtet. Wahrlich, der Angesehenste von euch ist vor Allah der, der unter euch der Gerechteste ist.“ [1]

Unsere Identität ist sehr persönlich, sie zeigt, wie wir uns selbst definieren. Wir haben eine Geschlechtsidentität, eine nationale Identität, eine berufliche Identität und natürlich eine religiöse Identität. All diese greifen ineinander, um zu definieren, wer wir sind. Allerdings lernen wir vom rezitierten Vers, dass aus Sicht Allahs, des Allmächtigen, unser Wert nicht in der Farbe der Haut oder im Wohlstand, den wir ansammeln, oder in unserem sozialen Status liegt. Nein, er wird allein durch unsere Rechtschaffenheit bestimmt.

Es ist kein Zweifel daran, dass die westliche Zivilisation wundervolle Eigenschaften besitzt, die voller Weisheit sind und die jemand nur bewundern und sich stolz aneignen kann. Trotzdem, und das nicht selten, befinden wir uns selbst in einem Dilemma zwischen dem, was die Gesellschaft von uns zu erwarten scheint und dem, was der Islam uns lehrt. Wir können mit widersprüchlichen Stimmen streiten, wie wir uns zu benehmen haben und uns fragen, wo unsere Treue führend und herausragend liegen sollte.

In dieser Mühe und Not, wenn wir den von Allah, dem Allmächtigen, gesetzten Prioritäten folgen, finden wir, dass ein Muslim im Westen zu sein zu einer wunderbar fließenden und makellosen Erfahrung wird. Wir glauben an einen liebenden Gott, der uns erschaffen hat und uns folglich kennt – wahrhaftig jeden Aspekt Seiner Kreation besser als wir selbst. Falls wir über unsere Telefone oder über andere Geräte nachdenken, wenn diese beginnen zu verrückt spielen und wir nicht wissen, wie man diese abstellt, was tun wir dann? Wir wenden uns an den Hersteller oder an die Gebrauchsanweisung. Warum? Weil es letztendlich der Urheber ist, der am besten weiß, wie die Elemente seiner Schöpfung zusammenkommen. Warum sollten wir dann nicht das Gleiche tun, wenn wir als Schöpfung einem Dilemma entgegentreten? Sobald wir uns selbst mit unserem Schöpfer verbunden haben, sorgt Er Sich um jedes unserer Partikel und leitet uns in all unseren Angelegenheiten – wie es der Heilige ProphetSAW so wundervoll beschrieb: „Falls du dein vollständiges Vertrauen in Allah setzt, wird Er dich versorgen wie Er die Vögel versorgt. Sie drängen hungrig in den Morgen hervor und kehren gefüllt am Abend zurück.” [2] (Tirmidhi)

Also, als Muslim im Westen, wenn unsere Priorität in unserem Glauben liegt, wenn wir die Linse korrigieren, durch die wir die Welt wahrnehmen, finden wir, dass der Nebel des Missverständnisses und des Konfliktes an Klarheit gewinnt.

Es ist sehr bedauerlich, dass gegenwärtig in der Welt unter Muslimen wachsende Bedenken verbunden mit dem Islam vorhanden sind. Ob es mit dem Namen zusammenhängt, von „Mohammad” zu „Mo” abgekürzt, oder das zunehmende Zögern der Frauen den Hijab anzuziehen und der Männer, einen Bart zu tragen. Warum? Wegen der negativen Darstellung des Islam innerhalb der Gesellschaft. Wir sind Zeugen von Terroristen und dummen religiösen Fanatikern, die versuchen, unsere schöne Religion an sich zu reißen und in ihrem Namen furchtbare Gräueltaten zu begehen.

Jedoch müssen wir als Ahmadi-Muslime wegen nichts beschämt sein – für die wahre Schönheit des Islam wurde die Ahmadiyyat von Allah, dem Allmächtigen, erhalten. Wir, die die Ahmadiyyat angenommen haben, haben nicht nur ein einfaches Bai’at abgelegt, wir haben uns selbst für diese Wahrheit verkauft. Wenn wir beten, beten wir nicht als schieres verbales Bekenntnis, sondern kommunizieren mit einem lebendigen Gott, Der mit uns spricht und unsere Gebete erhört, so wie Er es seit Menschengedenken getan hat. Wenn wir das Pardah wahren, werden wir nicht nur unseren Kopf bedecken, sondern die Essenz des Pardah verstehen – und folglich wahren wir unsere Haare, unsere Augen, unsere Ohren – und gewiss unsere Herzen. Wenn wir studieren oder eine Karriere anstreben, tun wir dies nicht, um stolz auf unseren Intellekt zu sein, sondern um über die Schöpfung unseres geliebten Gottes zu lernen und ergeben uns selbst in Unterwerfung zu Ihm.

Also, was ist da, wofür wir uns schämen müssten? Wir sind die Antwort auf die Hijacker des Islam, wir sind die spirituellen Soldaten Allahs, des Allmächtigen. Wir finden die Welt – geplagt vom Rausch und Begehren – im Bestreben nach dem tiefen Verlangen nach Frieden. Aber durch den Islam genießen wir diesen Himmel auf Erden und so unterliegt es unserer Verantwortung, diese Schönheit der Welt aufzuzeigen, sodass sie ebenso diese Segnungen ernten möge.

In dieser Hinsicht hat uns unser geliebter Imam Hadhrat Khalifatul Massih VABA Folgendes angewiesen: „Wir müssen der Welt beweisen, dass unsere Worte nicht bedeutungslos sind. Eher müssen wir beweisen, dass wir unser Leben als wahre Botschafter des Friedens und Führung für die wahre Lehre des Islam leben. Kein Ahmadi-Muslim braucht jemals Opfer eines Minderwertigkeit-Komplexes zu werden – weil wir einen Grund, eine Logik, einen Beweis und vor allem die Wahrheit an unserer Seite haben.”[3]

Was fordert unsere muslimische Identität von uns? Sie verlangt von uns, die Führung für die Wahrheit zu sein. Notlügen sind verbreitet in der heutigen Gesellschaft zu finden. Jüngste Forschungen zeigen, dass Menschen durchschnittlich ein- bis vier Mal täglich lügen – sodass gesagt wird, dass hinterlistig zu sein in der Struktur der Gesellschaft eingeflochten ist und Lügen menschlich ist.[4] Wie auch immer, unsere muslimische Identität lässt keine Rechtfertigung für Falschheit übrig, egal was der potenzielle Nutzen sein mag oder wie klein die Lüge scheinen mag. Folglich ermöglicht uns unsere muslimische Identität, den moralischen Status der Gesellschaft positiv aufzuwerten. Die Gesellschaft mag vergessen haben, die Welt an die Wichtigkeit der Aufrichtigkeit zu erinnern, aber der Islam wird nicht ermüden, dies zu tun.

Die westliche Gesellschaft wird stark vom Alkohol dominiert. Aber keinen Alkohol zu trinken, wie er im Islam kategorisch verboten ist, wird von unserer britischen, amerikanischen oder europäischen Identität nicht isoliert. Es sind viele Nicht-Muslime, die sich aussuchen, sich vom Alkohol zurückhalten, wenn sie seine negativen Auswirkungen sehen. Sich vom Alkohol fernzuhalten ist kein Hindernis für unsere Integration in die westliche Gesellschaft, es ist eher ein Zeichen für Selbstdisziplin und Weisheit. Wir und die anderen nicht-trinkenden Mitglieder der Gesellschaft sind nicht weniger westlich als die, die nach dem Alkohol greifen.

Im heutigen Westen gibt es einen ständigen Kampf um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Jedoch ist dieser Kampf um die Frauenrechte interessanterweise Ende des 19. Jahrhunderts in den Vordergrund getreten und hat noch einen weiten Weg vor sich. Aber dieser Kampf hat zu einer falschen Vorstellungsannahme geführt, dass Frauen genauso erscheinen, sehen und tun müssen wie die Männer, um gleich zu sein. Der „Mann“ wurde zu dem Zielmaßstab gemacht. Im Gegensatz dazu hat der Islam vor 1400 Jahren den wahren Status der Frau auf einer wunderschönen Weise bewahrt. Der Islam stellt Männer und Frauen auf dasselbe Fundament in Angelegenheiten der Spiritualität; Allah, der Allmächtige, sagt: „Wer aber gute Werke tut, sei es Mann oder Weib, und gläubig ist; sie sollen in den Himmel gelangen, und sie sollen auch nicht so viel Unrecht erleiden wie die kleine Rille auf der Rückseite eines Dattelkernes.“[5]

Wenn es um die Rolle von Männern und Frauen geht, verwendet der Islam, wie jedes effektive System, das Prinzip der Arbeitsteilung. Die Frau trägt die Verantwortlichkeit für die Erziehung ihrer Kinder und für den Schutz ihres Hauses und der Mann für die Ernährung. Im heutigen Westen jedoch wird die Mutterschaftsrolle als etwas Minderwertiges angesehen und stattdessen sehen Frauen in der Ausübung eines Berufes eine Überlegenheit. Es entsteht die Auffassung, dass die ideale Frau eine erfolgreiche Karriere und ein perfektes Familienleben vorweisen muss.

Aber die negative Auswirkung dieser falschen Annahme beginnt sich zu zeigen. Das Amt National Statistics (UK) hat festgestellt, dass die typische Vollzeit-Arbeitnehmerin nur 19 Minuten am Tag damit verbringt, nach ihren Kindern zu schauen. Arbeitende Frauen haben jede Nacht ungefähr 40 Minuten weniger Schlaf als eine Vollzeitmutter.[6] Diese Wahrnehmung hat Frauen in ein niemals endendes Minderwertigkeitsgefühl in der Nachahmung ihres männlichen Gegengeschlechts gefangen. Doch Allah, der Allmächtige, belastet Seine Schöpfung nicht über die Kapazität hinaus. Als Frauen werden wir im Islam geehrt und geschützt. Der Islam erkennt die unbestrittenen Unterschiede von Männern und Frauen, er verfeinert die natürliche Zartheit der Frauen wie die körperliche Fähigkeit des Mannes. Sobald eine Frau ihrer Verantwortung gegenüber ihrem Haus und ihrer Familie nachkommt, steht es ihr natürlich zu, einen Beruf auszuüben oder einem Hobby nachzugehen, falls es das ist, was sie möchte, aber sie wird nicht mit der finanziellen Verantwortlichkeit belastet. Das ist wahre Absicherung.

Es war ab 1878 in Großbritannien gestattet, Frauen an der Universität zuzulassen. Doch von Anfang an hat der Islam die Wissenserweiterung für jeden muslimischen Mann und für jede muslimische Frau erforderlich gemacht. In der Tat hat der Heilige ProphetSAW die Rolle der Frau in der Bildung auf eine wunderbare Weise befürwortet, als er sagte: „Die Hälfte der Religion des Islam könnte von (seiner Frau) Hadhrat AishaRA erlernt werden.“[7]

Einer der Aspekte des Islam, über den sich die westliche Welt ständig streitet, ist der Hijab und das Konzept von Pardah. Für muslimische Frauen ist dies ein wesentlicher Bestandteil unserer Identität. Das Konzept des Pardah ist ein zuträglicher und reiner Weg zur Erreichung der Sittsamkeit. Jedoch können wir nicht bestreiten, dass in der westlichen Welt die Implementierung des wahren Sinnes von Pardah keine beachtliche Leistung ist. In einer Welt, in der jede Anstrengung unternommen wird, Frauen zu entkleiden und die Entblößung der Frauen zur Normalität zu machen, ist das Einhalten von Pardah ein großer Jihad – es ist ein Kampf.

Pardah setzt eine Schranke für all jene, die einer muslimischen Frau begegnen, es ist eine Erinnerung, dass diese eine kostbare Schöpfung Gottes ist wie die Schätze der Welt, die tief im Meer und tief in der Erde liegen, (dass) sie nicht zur Schau gestellt wird, sondern beschützt wird wie eine ehrwürdige Sache. Das Pardah ist so viel mehr als nur unsere körperliche Kleidung. In einer stark gemischten und ungetrennten Gesellschaft kann die Frage aufgeworfen werden, wie ein Muslim das wahre Pardah einhält? Wir müssen uns bemühen, diese islamische Anordnung der Segregation in unser Leben zu bringen, indem wir die Umwelt um uns herum formen. Wir müssen aktiv versuchen, weibliche Gesellschaft aufzusuchen. Wir müssen unsere Interaktionen mit Männern auf einem professionellen Minimum halten und unnötige soziale Interaktionen meiden. Aber, um es zu verdeutlichen, dies ist kein Hindernis für unsere Integration in die Gesellschaft. Sich zu integrieren bedeutet ein Mitglied der Gesellschaft zu sein und es ist das Pardah, das uns dies ermöglicht – auf eine reine und schützende Weise. Was sachdienlich ist, ist, dass wir offen und klar zu unseren Prinzipien stehen und keine Heuchelei in uns beherbergen.

Zum Beispiel, wenn wir höflich und würdevoll ablehnen, die Hand eines Mannes bei unserer ersten Begegnung zu schütteln, wird nicht nur unser zukünftiges Leben leichter, sondern wir erleichtern auch das Leben der Person bei ihren zukünftigen Begegnungen mit muslimischen Frauen und wir werden, dank unseres starken Willens und unserer Entschlossenheit, den muslimischen Frauen, die sich nicht mit derselben Situation konfrontieren müssen, einen Gefallen tun.

Der Islam ist eine wunderschöne Religion, die nichts von uns verlangt, das nicht zu unserem eigenen Nutzen und zur Verbesserung der Gesellschaft beiträgt. Wenn wir dem Glauben, den wir zu befolgen ausgesucht haben, Priorität geben, werden wir all diese sozialen Fragen wunderbar zu lösen wissen.

Ahmadi-Frauen sind der Beweis für die schöne Harmonie zwischen dem Pardah und dem weltlichen Streben. Wie der Verheißene MessiasAS erklärt: „Das Buch Gottes zielt nicht darauf, Frauen wie Gefangene zu isolieren. Dies ist das Konzept derjenigen, die nicht mit dem richtigen Muster der islamischen Weisen vertraut sind.“[8] Der Islam gibt uns den Schutz des Hijabs und beschützt uns vor unnötiger und ungewollter Aufmerksamkeit. Es ist der Islam, der uns von dem Griff der Weltlichkeit befreit, also sollten wir statt an einem Minderwertigkeitskomplex zu leiden stolz auf die Weisheit unseres Glaubens sein und durch die Erfüllung der Forderungen unseres Glaubens als Vorbilder und lenkende Kraft für die Welt agieren.

Der Heilige ProphetSAW sagte: „Wer ein anderes Volk nachahmt (den Weg und die Tradition seiner eigenen Gemeinschaft und Volkes verlassend), wird als einer von ihnen betrachtet.“ [9] (Abu Dawud)

Wir müssen uns selbst fragen, wer oder was wir sein wollen? Zu welcher Gemeinde wünschen wir dazu zu gehören? Zu denjenigen, die sich gänzlich Gott, dem Allmächtigen, unterworfen haben und in dieser sowie in der nächsten Welt gesegnet sind oder zu denjenigen, die die Existenz Gottes abstreiten und gefangen von der Suche in der Welt sind.

Ich möchte mit einem Auszug aus den Schriften des Verheißenen MessiasAS zum Ende kommen. Er schreibt: „Ich will euch nicht davon abhalten, nach weltlichem Gut zu streben, aber ihr sollt nicht den Wegen jener folgen, die glauben, diese Welt sei alles. In allem, was ihr tut, ob es die Dinge dieser Welt oder der nächsten Welt betrifft, solltet ihr von Gott allein Hilfe und Unterstützung erbitten, und dies sollte für immer und ewig das Leitmotiv eures Lebens sein.“ [10]

Möge Allah, der Allmächtige, uns ermöglichen, unserer muslimischen Identität treu zu sein sowie loyal zu unserer Nation. Mögen wir unseren Glauben niemals gefährden und mögen wir zu Vorbildern für die um uns herum werden. Amin.

Eine Rede von Dr. Maleeha Mansur auf Jalsa Salana UK 2017

Quellen:

[1] Der Heilige Qur-ân, Sure Al-Hudschurat, Vers 14

[2] Hazrat Muhammad Zafrullah KhanRA: “Gardens of the Righteous”, On Certainty & Trust, Hadith 79. https://www.alislam.org/library/hadith/on-certainty-and-trust/

[3] 43. Nationales Ijtema der Majlis Khuddamul Ahmadiyya UK

More than 5,000 Muslim Youths Attend National Convention in Surrey

[4] Why We Lie: The Science Behind Our Deceptive Ways – National Geographic Magazine http://www.nationalgeographic.com/magazine/2017/06/lying-hoax-false-fibs-science/

Freitagsansprache des Hadhrat Khalifatul Massih VABA, 16. Juni 2017

[5] Der Heilige Qur-ân, Sura 4, Vers 125

[6] 19 minutes – how long working parents give their children, The Daily Mail, 19th July 2006

http://www.dailymail.co.uk/news/article-396609/19-minutes–long-working-parents-children.html

[7] Lajna Imaillah USA: Pathway to Paradise

https://www.alislam.org/books/pathwaytoparadise/LAJ-chp2.htm

[8] Der Verheißene MessiasAS:“Die Philosophie der Lehren des Islam“, Seite 51 (englische Version)

[9] Hadhrat Mirza Bashir AhmadRA: Vierzig schöne Edelsteine, Seite 121 (englische Version)

https://www.alislam.org/library/books/Forty_Gems_of_Beauty-20080905MN.pdf

[10] Der Verheißene MessiasAS:“Unsere Lehre, Seite 15“ (englische Version)

Veröffentlicht in: Islam