Gott, die Quelle jeglichen Glücks

Bist du glücklich?

Wir haben die letzten zehn Tage des Monat Ramadan erreicht. Einige Tage der Höhe und auch manche Tiefen prägen den Verlauf des Fastenmonats. Wir sollten uns an dieser Stelle fragen, ob wir unsere vorgenommenen Ziele bereits umsetzen konnten. Wenn nicht, haben wir bereits Schritte unternommen, die in diese Richtung steuern. Haben wir es geschafft, dass wir an Intensität in unseren Gebeten zunehmen. Haben wir den heiligen Quran in seiner Bedeutung etwas mehr verstanden? Oder konnten wir bereits einige gute Taten vollbringen, etwas das zu unseren guten Werken in dieser Welt beisteuert. Und wenn dies alles nicht der Fall ist, haben wir dann überhaupt die wahre Bedeutung dieses Monats verstanden?

Eine friedliche Atmosphäre erfüllt den Raum. Eine Brise aus Dankbarkeit, Erleichterung und Ruhe streift mich. Die Mahlzeit vor mir wie eine Gnade. Die Gnade Gottes. Nie habe ich deutlicher die Verse:

„der die Erde gemacht hat zu einem Bette für euch, und den Himmel zu einem Dach, und Wasser hat niederregnen lassen von den Wolken und damit Früchte für euren Unterhalt hervorgebracht hat (…)“,

Heiliger Quran Sura 2 Vers 23

aus dem heiligen Quran zu verstehen geglaubt. Ein Biss von der Dattel gibt mir das Gefühl, als hätte ich das erste Mal im Leben etwas so Köstliches gegessen. Ein Schluck des Wassers träuft meine Kehle, wie der Regen nach einer langen Trockenzeit. Es scheint mir, als hätte ich die Segnungen Gottes noch nie im Leben so intensiv am eigenen Leib gespürt.

Oh Allah für Dich habe ich gefastet und mit Deiner Versorgung habe ich das Fasten gebrochen.

Es erinnert mich an den Kreislauf des Lebens. Die Gebote Gottes sind wie kleine Mosaiksteine, nur wenn wir einen Schritt zurücktreten, können wir das gesamte Bild erkennen. Wir trachten im Leben nach Glück, nach Ruhe und nach Zufriedenheit. Wir haben die Gaben Gottes alltäglich vor unseren Augen, doch obwohl wir sie sehen, sehen wir sie nicht. Wir versuchen unser Herz zu trösten, indem wir den tief sitzenden Schmerz und die Sehnsucht nach dem Schöpfer des Universums, der Himmel und der Erde, dem Herrn der Welten, bei Seite schieben. Wir glauben fest daran, dass jeder Fortschritt in unserem Leben Erleichterung mit sich bringt. Wenn die finanziellen Probleme erst einmal aus dem Weg geräumt sind, wenn wir ein Kind bekommen, wenn wir die Klausur bestehen oder wenn wir den deutschen Pass erhalten, dann wird alles gut.

Doch letztendlich sehen wir einen gegenteiligen Verlauf der Dinge. Wir schaffen es gar nicht alle Fässer zu schließen ehe sich fünf weitere öffnen. Tag und Nacht verspüren wir eine Sehnsucht in uns, als wandle unsere Seele auf der Suche nach etwas Höherem. Diese Suche bringt uns an viele Türen, wir klopfen an ihnen, doch diese Türen bergen nicht unser Zuhause, sie sind glitzernde und geschmückte Irrwege in das Verderben. Manchmal glauben wir aber trotz allem glücklich zu sein, sei es auch nur von kurzer Dauer. Wir lachen, doch wir spüren selbst wie diese Maske an einigen Tagen anfängt zu bröckeln. Wir sehen immer nur die Schatten in dieser Welt, unwillig unsere Blicke nach oben zu richten. Wir fürchten uns vor dem Moment das Licht zu erkennen, es zu begehren, doch nicht fähig zu sein in diese Richtung zu laufen. Wir spüren die Fesseln an unseren Füßen, das Gewicht, dass uns zu Boden drückt und das bedrückende Gefühl in unserer Brust nicht stark genug zu sein, diese Fesseln zu lösen. Diese Fesseln haften an unsere Nacken, damit wir unseren Blick nur auf das irdische richten.

Haben wir uns diese Ketten, denn nicht selbst auferlegt? Haben wir uns nicht bewusst dafür entschieden Schritt für Schritt Richtung verderben voranzuschreiten, weil wir keine Möglichkeit mehr sehen umzukehren? Doch wer sagt, es sei zu spät? Wer sagt, dass wir schon zu weit gegangen wären? Wer sagt, dass wir zu viel gesündigt haben?


„O Meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit, denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige“.

Heiliger Quran Sura 39 Vers 54

Wir spüren diese Gewissheit jedes Mal, wenn wir vor unserem Schöpfer stehen. Jedes Mal, wenn wir schweren Herzens auf unsere Knie fallen und mit unserer Stirn den Boden berühren, ist es so, als würde sich unsere Seele mit uns niederwerfen. Als hätte diese Seele endlich seinen Hof gefunden im Göttlichen. Wir wissen in diesem Moment, dass wir sehr klein sind. Ganz klein, wie in dem Schoß einer liebenden Mutter fühlen wir uns plötzlich geborgen. Die gravierende Last, seien es Sorgen oder Ängste, fällt von unseren Schultern während wir etwas in die Erde flüstern. Im nächsten Moment sehen wir, dass unsere Worte bereits den Himmel erreicht haben.

In diesem spezifischen Moment wird uns plötzlich glasklar, was uns glücklich macht. Denn in diesem Moment ist es schwer das Lächeln von unseren Lippen wegzuwischen. Dankbarkeit durchströmt jede Ader unseres Körpers und ein Gedanke erfüllt unseren Verstand. 

Maula bas.


Wir wissen in diesem Moment, was der Sinn unserer Existenz ist und was unser Ziel ist. Doch ist diese Erkenntnis wie ein Funke, wenn wir es nicht schaffen, dass dieser Funke überspringt und unser komplettes Herz in Flammen setzt, haben wir nur eine schnell auflösende Rauchschwade erzeugt. Dieses Feuer der Erlösung verbrennt in seinem Lauf all unsere Sünden und reinigt letztendlich das Herz. Eine Kerze zu sein ist nicht einfach, um Licht zu spenden, muss man zuerst selbst am eigenen Leib brennen – so erkannte das auch Rumi zu seiner Zeit. Wenn unser Herz auch nur ein wenig Dunkelheit in sich birgt, wird es nie in der Lage sein sich durch die Lichtstrahlen des Himmels erleuchtet zu werden. Die Liebe zu unserem Schöpfer ist eine universelle Liebe, die mit jeder anderen Form von Glück verbunden ist. Erst wenn wir diese Liebe für uns gewinnen können, dann erst wird jede andere Beziehung und jede andere Situation von vollkommenem Glück und unendlicher Liebe erfüllt sein.

Sind Wir nun bereit diesen Ramadan für eine spirituelle Revolution zu nutzen?

Veröffentlicht in: Islam