„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“

So lautet der erste Satz in Artikel 1 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“, welche im Jahre 1948 durch Eleanor Roosevelt als Vorsitzende der Menschenrechtskommission der Vereinigten Nationen, verabschiedet wurde.

Der Heilige Prophet Muhammad (Friede und Segnungen Allahs sein auf ihn), richtete bereits in seiner Abschiedsrede in Arafāt aus 632 n. Chr., folgende Worte an seine Anhänger:

„Ein Hellhäutiger ist nicht besser als ein Dunkelhäutiger, noch ist ein Dunkelhäutiger besser als ein Hellhäutiger, außer in Rechtschaffenheit.“

Eine Aussage aus dem 7. Jahrhundert, mit einer tiefgründigen Botschaft für die Menschheit. Eine Charta der Menschenrechte, entstanden schon vor 1400 Jahren. Doch wo stehen wir heute? Die Bilder des brutalen Mordereignisses, durch Polizeigewalt an George Floyd in Minneapolis, USA, erscheinen ständig vor meinen Augen. Ich bin zutiefst verletzt, meine Mitmenschen auf diese Art und Weise Leiden zu sehen. Es ist eine große Tragödie, dass selbst viele Jahre nach dem „Civil Rights Act“ aus 1964, in der USA, welches die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen in den USA für illegal erklärte,  der Gedanke, dass man Afroamerikaner kontrollieren oder gar einsperren muss noch immer nicht, überwunden zu sein scheint. Es wundert mich, wie besorgt nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus gesucht wird, jedoch ein vor Jahrhunderten nicht bekämpfter Virus, sich noch immer durch unsere Gesellschaft schleicht. Das Virus des Rassismus. Ein Virus, dass zahlreiche Ungerechtigkeiten herbeiführt und Menschenleben mitreißt.  

Die Welle von Protesten sowie Unruhen in den USA sind ein Aufschrei eines strukturellen Problems, bei dem es sich nicht nur um einen Einzelfall an Morden durch Polizeigewalt handelt. Die Washington Post, welche über einen Zeitraum von 5 Jahren, Zahlen und Daten von tödlichen Polizeieinsätzen gesammelt hat, belegen diese. Von etwa 42 Millionen US- Bürger, welche schwarze sind und somit 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, wurden innerhalb der letzten 5 Jahre, ca. 1.276 von der Polizei getötet. Die größte Gesamtbevölkerung stellen mit ca. 200 Millionen die weißen dar. Von ihnen sind seit 2015 ca. 2.439 Personen getötet wurden. Obwohl die Hälfte der Menschen, die von der Polizei erschossen oder getötet wurden, weiße Amerikaner sind, werden schwarze Amerikaner aufgrund der Tatsache, dass diese nur 42 Millionen der Gesamtbevölkerung ausmachen unverhältnismäßig viel häufiger getötet. Das interessante: Hispanoamerikaner werden unverhältnismäßig ebenfalls viel zu häufig von der Polizei getötet (siehe folgende Abbildung).

Ein Blick in das frühe amerikanische Strafrechtssystem zeigt, dass die amerikanische Polizei ihren Ursprung auf eine Vielzahl historischer Bedingungen, wie die Sklaverei und die Kontrolle von Minderheiten hat. Die Sklaverei war in der amerikanischen Wirtschafts- und Rechtsordnung vollständig institutionalisiert, wobei sowohl auf einzelstaatlicher als auch auf nationaler Ebene Gesetze erlassen wurden. So verabschiedete der Kongress in den Jahren 1793 und 1850 auch Gesetze über geflüchtete Sklaven, die die Inhaftierung und Rückführung entflohener Sklaven erlaubten. Es existierte also vor dem Bürgerkrieg aus 1861-1865 ein gesetzlich sanktioniertes Strafverfolgungssystem in den USA, welches ausdrücklich dem Zweck diente, die Sklavenbevölkerung zu kontrollieren und die Interessen der Sklavenhalter zu schützen. Somit ist die Sklavenpatrouille ein Vorläufer der modernen amerikanischen Strafverfolgung, welche die amerikanische Gesellschaft bis zum heutigen Tage prägen. Wenn die amerikanische Polizei also heute mit „War on Drugs”, ihre brutalen Aktivitäten gegenüber Afroamerikanern und anderen Minderheiten rechtfertigt, ist dies ein Vorgehen der Ungerechtigkeit, dessen Ursprung in der Geschichte liegt. 

Die zu beginn erwähnte Lehre des Heiligen Propheten Muhammad (Frieden und Segnungen Allahs sein auf ihn), beruhte auf den Worten Gottes und ,ahnte die Menschen in hervorragender Art und Weise, die Rechte voneinander zu wahren und in Einheit und Harmonie zu leben. So heißt es in einem Vers aus dem Heiligen Qur’an:

„O die ihr glaubt, seid fest in Wahrung der Gerechtigkeit und Zeugen für Allah, mag es auch gegen euch selbst oder gegen Eltern und Verwandten sein. Ob Reicher oder Armer, Allah hat über beide mehr Rechte. Drum folget nicht niedern Begierden, damit ihr billig handeln könnt. Und wenn ihr (die Wahrheit) verhehlet oder (ihr) ausweicht., dann ist Allah wohl kundig eures Tuns.
(4:136)

Zur aktuellen Situation äußerte sich das spirituelle Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jama’at, seine Heiligkeit Hazrat Mirza Masroor Ahmad (Möge Allah sein Helfer sein) wie folgt:

„Möge Gott es der Bevölkerung ermöglichen in einem ordnungsmäßigen Rahmen ihre Rechte einzufordern. Die afroamerikanischen Protestierenden sollten stets bedenken, dass ihre eigenen Städten niederzubrennen das Problem nicht lösen wird, sondern sie dadurch nur selbst einen Schaden erleiden werden. Stattdessen sollten diese in einem ordnungsmäßigen Rahmen, Rechte einfordern und die Proteste so angehen wie die Regierung es erlaubt. Die Regierung und das System wiederum sollten verstehen, dass in Aufständen und Protesten wie diesen der Gebrauch von Macht oder Gewalt nicht das Problem lösen. Nur durch Gewährung der Rechte seiner Bevölkerung können Regierung und das System funktionieren und es kann Frieden etabliert werden.“
(Freitagsansprache vom 05.06.2020)

Es ist also die Aufgabe des Staates, seiner Bevölkerung die Rechte zu verleihen, die ihnen gebühren und ohne jeglichen Hass und Groll, ein einheitliches und gerechtes System in der Bevölkerung zu schaffen. Es kann und darf nicht sein, dass Täter, die Morde an schwarze US-Bürger ausgeübt haben frei sein dürfen und vom Staat nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Nur wenn gleiche Rechte innerhalb der Gruppen garantiert werden, kann es zu einem harmonischen Miteinander kommen. Das Staatssystem muss ein Rassismus freies System einführen und Gerechtigkeit ausüben, um schlussendlich Frieden innerhalb des Landes zu etablieren. 

Referenzen:

https://plsonline.eku.edu/insidelook/brief-history-slavery-and-origins-american-policinghttps://www.washingtonpost.com/graphics/investigations/police-shootings-database/