Leserbrief von Nadia Ehsan

Sehr geehrte Redaktion der Frankfurter Rundschau,
hiermit nehme ich Bezug zu Ihrem Artikel „Kopftuchverbot für minderjährige Mädchen
gefordert“ vom 23. August 2018, in dem auf das Argument: „das Kopftuch drohe ein
Mangel an Vitamin D“ gestützt wird.
Dieses als Pro-Argument für das Einführen eines Kopftuchverbots zu nutzen, sehe ich als
ein wenig unbedacht gewählt, denn ein Mangel an Kalzium und Vitamin D wäre eine
Angelegenheit, welche glücklicherweise medizinisch einfach behandelt werden kann.
Diese würde außerdem eine Muslima vor dem Kopftuchtragen nicht abschrecken, denn der
Gelehrte Hadhrat Jabir(ra) berichtet in einer Überlieferung, dass der Heilige Prophet
(Frieden und Segnungen seien auf ihm) sagte: „Jede Krankheit hat ein Heilmittel.“ (Ṣaḥīḥ
Muslim)
Die muslimische Frau trägt das Kopftuch aus Glaubensgründen. Die Verhüllung dient nicht
nur dem Respekt und der Würde der Frau – die Frau schützt hierdurch ebenfalls ihre
Heiligkeit und Unverletzlichkeit. Gott gewährt den Frauen einen Schutzwall des Friedens,
„damit sie erkannt und nicht belästigt werden“ [Heiliger Qur’an 33:60].
Der Heilige Qur’an ist die wörtliche Offenbarung Gottes an den Heiligen Propheten
Muhammad (Frieden und Segnungen seien auf ihm), in dem Gott das Gesetz für das Wohl
der Psyche des Menschen und das Zusammenleben dieser verkündet. Gott kennt Seine
Schöpfung und das Beste für sie am innigsten. Niemals würde Er seinen Dienern Gebote
gegen das Wohl derer auferlegen.
Zumal das Kopftuch der muslimischen Frau sie nicht daran hindert, den Sonnenstrahlen
ausgesetzt zu sein. Minimal tägliche Sonnenlichtzufuhr genügt, um ausreichende Mengen
dieses Vitamins zu produzieren. Ebenfalls kann Vitamin D dem Körper über Nahrungsmittel
wie fetten Fisch oder Ei zugeführt werden. So zeigt sich, dass Gott seinen Dienern niemals
eine Türe schließen würde, ohne dafür weitere zu öffnen.
Es ist außerdem ärztlich bewiesen, dass es ausreiche, das Gesicht und die Hände mehrmals
in der Woche für eine Viertelstunde der Sonne auszusetzen, um die nötige Vitamindosis zu
erhalten. Doch die Voraussetzung hierfür sei, mehr nach draußen zu gehen. Der Islam
verbietet dies ebenso nicht.
Einer Überlieferung zufolge, in der Hadhrat Abu Huraira(ra) berichtet, dass der Heilige
Prophet (Frieden und Segnungen seien auf ihm) sagte: „Ein starker (gesunder) Gläubiger ist
im Vergleich zu einem schwachen (ungesunden) Gläubigen besser und Gott hat ihn
lieber“ (Ṣaḥīḥ Muslim), wird logischerweise belegt, dass sowohl dem muslimischen Mann
als auch der muslimischen Frau der Aufenthalt im Freien für das Wohl der Gesundheit nicht
untersagt ist. Ganz im Gegenteil, die wahren Lehren des Islams fordern das Wohlergehen
unseres Körpers, um das Wohl der Menschheit zu erlangen – und ein gesunder Körper kann
durch ständigen Aufenthalt in inneren Räumen nicht erlangt werden.
Und da weder das Gesicht noch die Hände durch das Kopftuch verdeckt werden, kann hier
leicht das Licht der Sonne aufgenommen werden.
Die Verhüllung der Frau ist ein religiöses Symbol und ein Teil ihrer Identität. Für eine
gläubige muslimische Frau ist das Kopftuch ein Ausdruck von Freiheit und Emanzipation.
Ein Verbot würde nur zu einer Gegenbewegung führen und die Mädchen, die das Kopftuch
aus eigener Überzeugung tragen, in den Schatten stellen.