Es war einmal ein Gewissen. Es lebte in Dunkelheit der Unwissenheit, weit weg von der Erkenntnis der Schönheit.
Es sehnte sich sehr nach dem Licht der Wahrheit, aber es wusste nicht wo es das Licht finden könnte. Es hatte viel von dem Licht gehört, das die Herzen erstrahlt, aber es hatte nie das Licht gesehen.
Es hatte auch von einer Seele gehört, dass das Gewissen beruhigt, aber es wusste nicht wo diese Seele zu finden war. Es wusste nur, dass sie sehr schön war und alle anderen Seelen aus der Dunkelheit zum Licht führt.
Eines Tages hörte das Gewissen einen Ruf aus der Weite. „Ist da jemand, der mit mir auf eine Reise des Verlangens gehen möchte?“ Das Gewissen antwortete: “Ja ich! Aber ich weiß nicht, wie ich aus der Dunkelheit heraus kommen soll.“ Da antwortete der Rufende: „Ich bin dein Bewusstsein. Ich hol´ dich raus aus der Dunkelheit. Aber du musst mir erst fest vertrauen und versprechen auf der Reise nie zu verzweifeln und aufzugeben.“ Das Gewissen versprach niemals zu verzweifeln und auf der Reise nie aufzugeben.
Da holte das Bewusstsein das Gewissen aus der Dunkelheit der Unwissenheit. Das Gewissen fühlte sich wie neu geboren und um es herum war es auch nicht mehr so dunkel. Das Bewusstsein und das Gewissen wurden enge Freunde. Sie gingen durch die Welt des Verlangens und gaben einander gute Ratschläge und schützten einander vor dem Übel.
Eines Tages begegneten sie dem Herzen das voller Freude pochte und tanzte. Sie fragten es nach dem Grund seiner Freude. Das Herz antwortete: „Jahre lang war ich leer und einsam, jetzt habe ich meinen Geliebten gefunden.“
Das Gewissen war ganz neugierig und wissbegierig darauf zu erfahren, wer dieser Geliebte ist, welcher das Herz so in Freude versetzt. Und so fragte es, wer dieser sei.
Das Herz antwortete: „Er ist so schön, gnädig, barmherzig und mächtig. Ich schmelze dahin vor liebe wenn ich Seine Schöpfung sehe. Er ist der Schöpfer aller Dinge und Herr der Welten. Er ist mein Freund meine Glückseligkeit und der Sinn meiner Existenz. Er erschuf mich, damit ich Ihn erkenne und Ihn anbete, aber ich war vom rechten Weg abgekommen und hatte mich in der Dunkelheit verirrt.“
Das Gewissen fragte erstaunt: „Und wer hat dich aus der Dunkelheit zurückgeholt?“
Das Herz antwortete stolz: „Mein bester Freund, der Verstand. Wir streiten uns oft und können uns manchmal nicht einigen, aber wenn es um meinen Geliebten geht, dann sind wir uns immer einig. Und das lässt uns noch enger zusammen wachsen, so dass man uns kaum unterscheiden kann.“
Und als das Herz und der Verstand im Chor das Lied der Liebe sangen und sich dem Staub gleich machten, in dem sie sich auf den Boden niederwarfen, wurde das Gewissen noch heller und schöner.
Der Verstand wandte sich an das Gewissen und erzählte ihm, dass es eine Seele gibt die in einem Körper gefangen ist und darauf wartet von einem Gewissen befreit zu werden. Da machte sich das Gewissen gemeinsam mit dem Bewusstsein auf der Suche nach dieser Seele. Auf dieser weiten Reise kamen sie an einem Meer der Erkenntnis vorbei.
Da das Gewissen sehr durstig war, wollte es aus dem Meer trinken. Auf einmal sprach das Meer zu dem Gewissen: „Ich sehe du suchst nach jemanden?“ Das Gewissen war sehr erstaunt und fragte woher das Meer wusste, dass es nach etwas suchte. Das Meer antwortete: „Ich habe es an deinem Durst gemerkt. Wer keinen Durst hat, geht an mir vorbei und nimmt sich keine Zeit für mich. Manchmal schaut mich jemand an und staunt über meine Kraft und erfreut sich über das Schauspiel meiner Wellen, während sie gegen die Felsen prallen. Man macht sich aber keine Mühe mich zu fragen, warum meine Wellen gegen die Felsen schlagen. Das Gewissen sagte: „Ich nehme mir dafür Zeit. Bitte erkläre mir, warum deine Wellen gegen die Felsen schlagen?“ Das Meer antwortete, dass das Gewissen dafür in das Meer untertauchen muss.
Also fragte das Gewissen das Bewusstsein, ob es diesem helfen könnte, in das Meer hinab zu tauchen, denn es konnte alleine nicht den Wellen standhalten. Das Bewusstsein nahm das Gewissen fest an sich und beide tauchten hinab und kamen in der Welt der Seelen an. Alle Seelen waren wunderschön. Solch eine Schönheit hatte das Gewissen noch nie gesehen. Die Seelen waren ohne einen Körper und strahlten das hellste Licht aus, welches das Gewissen je gesehen hatte. Es fragte sich, welche Seele es sein könnte, die nach einem Gewissen suchte. Daher sprach es eine Seele an und fragte, ob sie ihm sagen könnte, welche Seele in einem Körper gefangen sei und die nach einem Gewissen suchte.
Die schöne Seele erzählte ihm, dass er in die Stadt des Wahrhaftigen gehen sollte. Da würde er mehrere Seelen finden, die nach einem Gewissen suchen. Die Seelen schenkten ihm die Wellen der Leidenschaft und zeigten ihm den Weg. Das Gewissen und das Bewusstsein begaben sich nun auf die Wellen der Leidenschaft und ritten auf diesen das Meer entlang voller Vorfreude auf die Stadt des Wahrhaftigen.
Als die Wellen der Leidenschaft das Ufer erreichten, sahen sie bereits aus naher Entfernung die Stadt des Wahrhaftigen. Dort befanden sich überall Menschen. Einige von Ihnen hatten sehr schöne leuchtende Seelen und einigen hatten sehr hässliche dunkle Seelen.
Das Gewissen sah eine alte Frau – ihre Seele war bedeckt, sodass man keinerlei Leuchten sah. Die alte Frau hielt dreckigen Müll in ihrer Hand und wartete auf jemanden. Da kam ein Mensch, der eine Seele hatte, tausendmal schöner als die Seelen, die das Gewissen im Meer gesehen hatte. Als diese schönste Seele an dem Haus der alten Frau vorbei ging, schmiss die Frau den ganzen Müll auf diesen Menschen. Sie beschimpfte die schönste Seele auf schlimmste Art und Weise.
Aber die schönste Seele sagte nichts und ging weiter.
Das Gewissen beobachtete das Geschehen tagelang, aber es verstand nichts.
Eines Tages kam der Mensch mit der schönsten Seele an dem Haus der alten Frau vorbei, aber die alte Frau stand mit dem Müll nicht mehr da. Da ging die schönste Seele in ihr Haus und fand die Frau sehr krank im Bett liegen. Die schönste Seele erzählte der Frau, dass sie sich gewundert hatte, warum diese heute nicht mit dem Müll auf sie gewartet hatte, und sich daher nach ihr erkundigen möchte. Die alte Frau war sehr erkrankt und hatte keine Kraft mehr aus dem Bett aufzustehen. Sie war zu schwach um irgendetwas zu machen. Die schönste Seele empfand Mitgefühl mit der alten Frau, pflegte sie und bot ihr jegliche Hilfe an.
Nachdem das Gewissen dieses Verhalten der schönsten Seele beobachtet hatte, verstand es, dass es die kranke Seele der Frau ist, die auf ein Gewissen wartet. Es wandte sich an das Bewusstsein und fragte, ob hier das Ende seiner Suche nach Licht ist. Das Bewusstsein erklärte, dass das Gewissen zwar die Seele gefunden hat, nach der es suchte, doch dass der Weg des Gewissens hin zum Licht gerade erst begonnen hat. Denn, wenn sie Seele der kranken Frau dem Gewissen begegnet, kann die Frau wieder zu Kräften kommen und somit gesund werden. Erst dann kann in ihrer Seele mithilfe des Gewissens Schönheit und Licht wachsen. Und so schlich sich das Gewissen in das Herz der Frau und sprach die Sprache des Herzens. Die Frau fühlte die Veränderung in ihrem Herz und fing an zu weinen.
Sie fühlte, dass das Gewissen zu ihr sprach und bedauerte es sehr, dass sie die lange Zeit mit Hass vergeudet hat und nicht schon früher die Schönheit der schönsten Seele kennen lernen wollte. Sie sagte mit voller Überzeugung, dass sie der schönsten Seele und all ihrem Licht folgen möchte.
Und mit der Zeit lernten sich das Gewissen und die Seele der alten Frau immer besser kennen und sprachen immer miteinander. Sie wollten dem Licht der schönsten Seele nacheifern und fragten diese, woher es käme. Die schönste Seele erzählte ihnen von dem Geliebten des Herzens, der die Quelle allen Lichtes ist. Das Gewissen und die Seele der alten Frau hörten gespannt zu und versetzen den Körper der alten Frau in Freude. Es entstand im Körper der alten Frau ein kleines Leuchten, weil sie diesen Geliebten, von dem die schönste Seele sprach, immer besser kennenlernte durch die Erzählungen der schönsten Seele. Und eines Tages sah sie diesen Geliebten mit ihrem eigenen Herzen. Und das Gewissen und ihre Seele fanden die vollkommene Wahrheit, die die Seelen zu Ihrem Herren zurückführt, in dem sie mit Ihm und Er mit Ihnen zufrieden ist. Denn das Herz hatte das Gewissen von der Anbetung Seines Geliebten überzeugt, so fand auch das Gewissen die Liebe Seines Schöpfers.
Und in dem Menschen, in dem das Gewissen, das Bewusstsein, das Herz und der Verstand im Einklang sind, wohnt eine schöne Seele.