Im Interview mit einer Husumerin

Rechtsextremistische Vorfälle auf muslimische Gotteshäuser nehmen in Deutschland vermehrt zu. Diese grausamen Geschehnisse sind in den deutschen Leitmedien nicht einmal eine Randnotiz wert. Die Stimme der Muslima war im Gespräch mit Tanya R., eine gebürtige Husumerin, die über einen wiederholten Angriff auf die Moschee aus ihrer Sicht berichtet. 

SdM: Liebe Tanya, du lebst in Husum. Was kannst Du uns über die kürzlichen Moschee-Angriffe erzählen? 

Tanya R.: Im Dezember vergangenen Jahres kam es leider zum ersten Angriff auf unsere noch im Bau befindliche Moschee. Es wurden beide Eingänge sowie ein Fenster beschädigt, indem die Glasscheiben eingeschlagen wurden. Die Ermittlungen wurden aufgenommen und der Fall wurde der Staatssicherheit übergeben. Die zerstörten Scheiben wurden ersetzt. Nach ca. zwei Monaten dann, also Anfang Februar 2022, kam es zum zweiten Angriff auf unsere Moschee. Diesmal traf es eine Eingangstür, die offenbar durch einen schweren Gegenstand beschädigt wurde. Die Ermittlungen diesbezüglich laufen immer noch.

SdM: Wie hast du davon erfahren und welche Gefühle hat es in dir ausgelöst? 

Tanya R.: Über beide Moschee-Angriffe habe ich seitens meiner Familie erfahren. Ich war sehr verletzt darüber. Es hat mich sehr getroffen und ich habe mir die Frage gestellt wieso jemand so eine Tat begeht. Beim ersten Angriff war ich bereits erschüttert, doch als diese sehr traurige Nachricht mich binnen kurzer Zeit ein zweites Mal erreichte, war ich geschockt. Denn dies bestätigte, dass tatsächlich jemand bewusst und gezielt unsere Moschee angegriffen hat.

SdM: Der Angriff auf die Moschee ist aufs Schärfste zu verurteilen. Inwiefern gab es vor dem rechtsradikalen Angriff bereits erste Anzeichen von Islamfeindlichkeit? 

Tanya R.: Die Husumer Jamaat erlebt solche Angriffe leider nicht zum ersten Mal. Denn in der Vergangenheit kam es bereits dazu, dass die Scheiben unseres damaligen Gebetszentrums eingeschlagen wurden. Im April 2019 wurde feierlich der Grundstein unserer Moschee gelegt. Damals schon wurden die Stimmen der Moscheegegner laut und positionierten sich gegen den Bau der ersten Moschee in Husum.

SdM: Denkst du, dass islamfeindliche Angriffe und rassistische Übergriffe in Deutschland vermehrt auftreten? Wie könnte das Problem gesamtgesellschaftlich gelöst werden? 


Tanya R.: Rassismus ist leider ein sehr großes Problem, welches den Frieden innerhalb einer Gesellschaft zerstört. Ich denke, dass dies nicht erst seit kurzem existiert. Ich bin eine gebürtige Husumerin. Meine ersten Erfahrungen mit rassistischen Anfeindungen musste ich bereits in meiner Kindheit machen. Doch damals hat man nicht so offen darüber gesprochen. Die Islamfeindlichkeit hat, meiner Meinung nach, über die Jahre zugenommen. Es muss ein Umdenken stattfinden. Dafür ist es meiner Meinung nach wichtig, diese Problematik zu erkennen und nicht nach einer gewissen Zeit wieder zu ignorieren. Oder gar zu denken, dass man selbst nicht davon betroffen sei. Ich glaube, dass es enorm wichtig ist, miteinander offen und respektvoll zu sprechen. Es müssen Wege geschaffen werden, um miteinander in den Dialog zu gehen. Die AMJ bemüht sich, solche Möglichkeiten zu schaffen. Denn durch offene und ehrliche Gespräche können erst die Vorurteile und die Ängste abgebaut werden. Ich hoffe sehr, dass so viele Menschen wie möglich die Angebote unsererseits für ein Miteinander annehmen und von solchen Möglichkeiten, miteinander zu reden, profitieren InshaAllah.