„Kein Krieg im Namen der Religion“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnete am 20.08.2019, die 10. Weltversammlung der größten interreligiösen Nichtregierungsorganisation „Religions for Peace“ in Lindau. Ziel der mehr als 900 Teilnehmer war es, durch ein Netzwerk internationaler Religionsvertreter die Friedensarbeit weltweit voranzutreiben. Einer der Themen in dieser Konferenz, war der Schutz von heiligen Stätten. Steinmeier forderte klar: „Kein Krieg darf geführt werden im Namen der Religion!“ 

Das Zusammenfinden der Vertreter vieler Religionsgemeinschaften aus aller Welt, mit dem Ziel Frieden zu fördern, ist zu begrüßen, vor allem in der heutigen Zeit, wo es so viele Konflikte jeglicher Art gibt. 

Betrachten wir doch einmal, was der Islam in diesem Zusammenhang lehrt.

Die heilige Schrift der Muslime, enthält klare Anweisungen zum respektvollen Umgang mit religiösen Stätten und dem Schutz von allen Gotteshäusern. Nach der Verkündung der Botschaft des Islams, wurde der Heilige Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf Ihm) mit seinen Anhängern Opfer grausamer Aggressionen und das über einen Zeitraum von 13 Jahren hinweg.  Als die religiöse Verfolgung und Unterdrückung der Muslime auch nach seiner Auswanderung aus Mekka kein Ende nahm, bekam der Prophet MuhammadSAW die Erlaubnis von Gott, sich gegen diese zunehmenden Angriffe zu verteidigen. Hierzu lesen wir im Heiligen Qur’an:

„Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah – und Allah hat fürwahr die Macht, ihnen zu helfen, jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sprachen: „Unser Herr ist Allah.“ Und würde Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, worin der Name Allahs oft genannt wird. Allah wird sicherlich dem beistehen, der Ihm beisteht. Allah ist fürwahr allmächtig, gewaltig.“ (22:40-42) 

Hieraus werden zwei Aspekte ziemlich deutlich. Zum einen macht der Islam in Bezug auf den Schutz und die Erhaltung von heiligen Stätten keinen Unterschied zwischen Anhängern verschiedener Religionen: Kirchen und Synagogen müssen genauso beschützt werden wie Moscheen. Zum anderen war dies ein defensiver Krieg, der erst nach der Erlaubnis durch Offenbarung von Gott erfolgte. Wenn der Feind jedoch aufgibt und zum Frieden bereit ist, so ist es verpflichtend für die Muslime, den Kampf umgehend einzustellen und zu vergeben. 

Der Heilige Prophet MuhammadSAW, erlaubte einer christlichen Delegation während ihres Besuches in Medina  in der Moschee das Gebet auf ihre Art zu verrichten.
Durch diese Handlung wird der Wert der Glaubens- und Religionsfreiheit für den Heiligen Propheten(Frieden und Segen Allahs seien auf Ihm), sehr apparent. Er lehrte somit den guten Umgang und Respekt gegenüber alle Religionen.

Das spirituelle Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) , Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad sagte diesbezüglich: 

„Es ist für einen wahren Muslim verpflichtend, wenn er sich für den Gottesdienst in die Moschee begibt und den Schutz der eigenen Moschee wünscht, er auch die Kirche und jüdische Synagoge beschützt und auch mit diesen in Liebe und Harmonie zusammen lebt.“ 

In seiner Grundsatzrede auf dem 16. Nationalen Friedenssymposium in London betonte Seine Heiligkeit Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, das in der heutigen Zeit der Unruhen, die Gefahr eines Atomkriegs nicht zu unterschätzen sei. Die eigenen Interessen werden über die Zukunft der Menschheit gesetzt und somit Spannungen zwischen den Ländern und Unruhe auf der ganzen Welt verbreitet. Er sagte:

Wenn es einen Atomkrieg gibt, werden wir nicht nur heute die Welt zerstören, sondern auch für unsere zukünftigen Generationen eine dauerhafte Spur der Zerstörung und des Elends hinterlassen. Deshalb müssen wir innehalten und über die Folgen unseres Handelns nachdenken. Wir sollten kein Thema oder Konflikt, ob innerhalb eines Landes oder auf internationaler Ebene, als unbedeutend betrachten.“ 

Konflikte entstehen durch Unkenntnis voneinander was auch einer der Hauptgründe für die Polarisierung der Gesellschaft ist. Jeder Mensch sollte also in einer demokratischen Gesellschaft in seiner Eigenart akzeptiert und toleriert werden. Dies funktioniert nur, indem wir uns gemeinsam gegen Gewalt und Unruhestifter stellen und uns nicht davon abhalten lassen, die Botschaft der Liebe und des Friedens zu verbreiten. Gegen den Hass sollten wir eine Mauer aufbauen, damit dieser keine Chance hat, an uns zu gelangen. Dies ist für ein gesellschaftliches Miteinander und den Weltfrieden enorm wichtig, denn jeder einzelne von uns ist verantwortlich für das was in Zukunft kommt. 

Quellen:

https://ahmadiyya.de/news/pressemitteilungen/art/das-oberhaupt-der-ahmadiyya-muslim-jamaat-warnt-vor-risiko-eines-atomkriegs-und-mahnt-zur-einheit/
https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/weltreligionstagung-in-lindau-eroffnet-steinmeier-und-marx-mahnen

Ansprache seiner Heiligkeit vom 10.04.2017 zur Moscheeeröffnung der Afiyat Moschee in Waldshut

Veröffentlicht in: Islam