Wissenswettbewerbe, wie sie an den Schulen stattfinden, oder der ständige Eifer nach immer besseren Statussymbolen (wie Auto, Haus oder Schmuck) ist mir, und ist sicherlich jedem von uns, bekannt.
Diese Wettbewerbe, jeder einzelne von ihnen, bringt nach genauerem Untersuchen nur mir als Individuum etwas. Lediglich ich als Sportler, als Student oder als Geschäftsmann profitiere von solchen weltlichen Wettbewerben. Folglich sind diese Wettbewerbe eine Form der Selbstbestätigung und eine Stärkung für das eigene Ego: Denn nun hat man die offizielle Bestätigung dafür, dass man der Beste unter vielen Bewerbern ist. Doch hier stellt sich die Frage: Inwieweit wird die weltliche Gesellschaft von solchen Gewinnern letztlich verbessert?
Was uns der Islam nahe bringt, ist jedoch wiederholt ein Beweis für die Schönheit diese Lehre:
„Und jeder hat ein Ziel, nach dem er strebt, wetteifert daher miteinander in guten Werken. Allah wird euch zusammenführen […]“[1]
Das Ziel, welches der Mensch sich also demnach setzen sollte, ist, dass er alle Anderen in guten Werken übertreffen sollte. Denn gute Taten sind solche, die den Mitmenschen zugute kommen. Dadurch wird Gott die Menschen zusammenführen. In einer Gesellschaft zu leben, die durch Einigkeit, gegenseitige Unterstützung und Gottes Hilfe handelt, ist ganz in unserem Sinne. Denn nur in einer solchen Gesellschaft, ohne Hass und Hilflosigkeit, bekommt das Leben einen tiefgründigen Sinn. Wenn wir also gute Taten im Sinne der islamischen Lehre begehen, machen wir die Welt mit jedem Mal ein Stück besser.
Das hört sich gar nicht so schwer an. Wie könnte so etwas in der Praxis aussehen?
Ein älterer Herr, mitte siebzig, wohnt gegenüber. Da er nicht mehr in der Lage ist für sich selbst zu kochen und seinen Haushalt zu machen, kocht meine Nachbarin ihm das Mittagsessen. Heute werde ich das übernehmen! Schnell einen Teil des Mittagsessens einpacken, dazu noch gesüßter Reis als Dessert und eine Kanne Tee. Ich klingele. Der Senior öffnet die Tür und sieht mich mit dem Essen. Nachdem ich ihm erklärt habe, dass das Essen für ihn sei und es sein Lieblingstee ist, bedankt er sich mehrmals. Ich sehe Tränen in seinen Augen. Tränen der Rührung. Tränen der Freude. Er schließt die Tür, aber mein Herz pocht immer noch sehr stark. Ich freue mich so sehr. Dieses unglaubliche Gefühl der Zufriedenheit ist wunderschön.
Ich musste mich weder vorbereiten, noch für irgendeinen Wettbewerb anmelden oder zur weiteren Qualifikation von Ort zu Ort fahren! Die Moral der Geschichte ist, dass Jeder so ein wunderschönes Gefühl haben kann und dadurch Allahs Wohlgefallen erlangen kann. Ganz unabhängig von Reichtum, Armut oder Alter. Nur durch dieses simple Einhalten des Gebotes aus dem Heiligen Koran hat mein Herz einen solchen Frieden gefunden.
Es bleibt jetzt lediglich eine Frage offen:
Welchen Pokal bekomme ich? Was ist mein Gewinn? Wo ist meine Anerkennung?
Ein wunderbarer Gewinn, viel schöner als irgendein weltlicher Pokal jemals sein kann. Ein wertvoller Gewinn, viel wertvoller als jeder Geldgewinn. Ein solcher Gewinn wird mir zuteil. Da am Ende eines solchen Wetteiferns nicht diese weltlichen, vergänglichen Löhne stehen. Nein, ich erhalte Gottes Wohlgefallen. Hierzu findet man im Koran auch folgenden Vers:
„Und bringe frohe Botschaft denen, die glauben und gute Werke tun, dass Gärten für sie sind, durch die Ströme fließen.“[2]
Zudem gewinne die Gunst meiner Mitmenschen. Sie sind es, die mich und somit auch den Islam anhand meiner guten Werke immer mehr schätzen werden.
Selbst wenn ich immer noch in einer kleinen Wohnung lebe, kann ich mich so Gott nahe fühlen. Selbst wenn ich ein altes Auto fahre, kann ich mich so für meine Mitmenschen stark machen. Selbst wenn ich viel Schmuck zuhause habe, ist dieser Schmuck in Form von Gottes Wohlgefallen der wahre Schatz. Selbst wenn ich noch sehr jung bin, kann ich so zu einer Bereicherung für ältere Mitmenschen werden.
Der Verheißene MessiasAS schreibt darüber:
,,Das Paradies eines jeden ist lediglich ein Abbild seiner Taten in diesem Leben.“ [3]
Den folgenden Auszug aus einer Freitagsansprache von Hudhur-e-AqdasABA möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten:
,,Aber, wie ich bereits mehrfach gesagt habe, nur deswegen glücklich zu sein, weil man an den Imam des Zeitalters geglaubt hat und seinen Worten lauschte, wird den Zweck nicht erfüllen. […] bis wir gemäß allen Geboten Gottes handeln, alle guten Werke ausführen und alle üblen Wege verlassen. […] Und eure Werke werden gut genannt werden. Und nur dann wird Sich Gott euch mit Seiner Gnade zuwenden.“[4]
Liebe Schwestern, ich lade Sie also alle dazu ein, miteinander in guten Werken zu wetteifern. Lassen Sie uns für einen Moment inne halten und an die hilfsbedürftigen Menschen in unserem Umfeld denken. Sind wir in der Lage diesen Menschen durch gute Taten Beistand zu leisten? Wenn ja, lassen Sie uns der Bessere sein. Lassen Sie uns ein Beispiel für eine gute Muslima werden.
Vergessen Sie nicht, dass wir doppelt in der Pflicht stehen, denn an den Heiligen Koran glauben alle Muslime. Nur wir Ahmadi Muslime möchten uns jedoch abheben durch unsere bessere Art und Weise den Islam zu praktizieren. Wir sind diejenigen, die durch den Verheißenen MessiasAS dazu aufgefordert wurden, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Möge uns Gott dazu befähigen in diesem Wettkampf immer besser und besser abzuschneiden.
Amin
Quellen:
[1] Der Heilige Koran, Sura 2, Vers 149
[2] Der Heilige Koran, Sura 2, Vers 26
[3] Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS: „Die Philosophie der Lehren des Islam“, Verlag Der Islam, 3. Auflage, S. 147
[4] Ansprache von Hadhrat Khalifatul Massih V.ABA an der Jalsa Salana in Quatre Bornes am 4. Dezember 2005