19. Februar, wo war ich da?
Die Gedanken schwanken hin und her, denn genau erinnern kann ich mich nicht mehr.
Was bleibt, ist der Augenblick, wo ich mich frag, ist es wirklich passiert?
Ein Tag danach mache ich mich auf dem Weg,
Bus, Bahn und Fußweg.
Ich möchte diesmal, dass man mich anschaut, das Versäumnis gesteht, was hier in Deutschland geschehn.
Hat man von Halle nichts gelernt?
Dass nun auch blutet Hanau in vielen Häusern?
Dass nun auch Hanau trauert um sein Schicksal…
Doch die Blicke treffen mich nicht, vielmehr sie erreichen mich nicht.
Wo ich sonst so von oben bis unten angestarrt werde mit meinem Kopftuch, jeden Tag auch mit den Augen erniedrigt und diskriminiert werde…
Wieso suchen sie jetzt keinen Kontakt? Wieso verfluchen sie nun nicht diesen Akt?
Der Akt der geschehen, für Nazis leider ein Werk, das sie bewundern, doch liebes Deutschland, jetzt kannst du nicht sagen, wir haben es nicht gewusst, jetzt kannst du nicht wagen zu sagen, das waren die, denn hier ist jede stumme Zunge für die Nazis ein Sieg.
Die Stille im Bus und Bahn – ganz verstummt wirkt es wie ein Wahn, sonst immer jemand hier und da redet, den 20. Februar jedoch, wie ein vermummtes Deutschland erlebend, sitze ich da mit einem riesen Hals – kann kaum atmen, denn dies war pure Gewalt. Aber die verstummten Zungen, die benebelten Wunden, die für uns doch sehr deutlich sind – möchte ich euch zeigen ganz geschwind.
Hat man denn gesagt, ein Terrorist ist hier? Denn vergiftet hat es uns aus aller Gier, die Herzen der Menschen die es betrifft – Deutschland, ich hätte gerne mehr von dir…
Doch auch so scheut es sich Tatsachen anzusprechen, den Antisemitismus wegen der Historie immer einzubetten, jedoch kaum das offen und ehrlich als Problem anzusprechen, nun sitzen wir hier, wo mit Antisemitismus nicht richtig weiß, wie umzugehen, kommt noch ein Schicksal die deutsche Geschichte prägend…
Viele -Ismen in sich vereint, waltet es Furcht, Hass und Gräuel, doch Deutschland, meine Heimat, so ganz verloren bist du noch nicht, noch ganz ertrunken in dem Schicksal bist du noch nicht, es weinen zu viele Häuser tagtäglich, doch mit deinem und meinem Wahlrecht kämpfe ich dagegen. Natürlich.
Halle, Hanau und Nazizeit – ist das jetzt wirklich vorbei? Deutschland, meine Heimat, du hast Blut an den Händen, wenn du dich jetzt nicht in Einsicht bekennend, was unternimmst, wo du dich offen gegen Hass, Hetze und Nazis stimmst, dann weiß ich nicht, wie wir uns verstehen, ob ich mir dann, doch wünsch ein anderes Leben?
An die Familien und Freunde, die am 19.02 ein Teil ihres Lebens verloren, ihr seid nicht allein, wir bedauern und trauern um geliebte Menschen. Liebes Deutschland, dieser Appell geht an dich – geh wählen und verändre unser Leben – damit nicht noch einmal Deutschland versäumt und vergisst.